Die deutschen Buzzfeed-Kopien
Weg vom Schmuddel-Image: Bento startet neu
Gehetzt vom damals erstaunlich erfolgreichen US-Vorbild Buzzfeed leisteten sich die etablierten deutschen Medienportale 2015 einen aggressiven Wettlauf darum, wer mit seiner Adaption eines inhaltsleeren Klicki-Bunti-Nachrichten-Portals die meisten Millennials ansprechen würde.
Der Spiegel startete bento.de, die ZEIT baute ze.tt auf, die BILD setzt auf BYou, das Handelsblatt auf Orange, Axel Springer auf KMPKT und Burda auf das Videotainment-Portal BNow!.
Die Rezeptur aller Anbieter war damals so dermaßen ähnlich, dass sich die Seiten nur anhand der bunten Logos unterscheiden ließen – die animierten GIFs, Nachrichten-Häppchen und Erklär-Stücke waren damals so belanglos wie austauschbar.
Mittlerweile hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. BNow! hat sich verabschiedet, aus BYou wurde Noizz, KMPKT ist jetzt ein Channel von Welt.de und damit quasi von der Bildfläche verschwunden und sowohl ze.tt als auch bento.de sind zwar nicht unbedingt besser aber einen Zacken erwachsener geworden.
Der nächste Schritt liegt damit auf der Hand: Ähnlich dem inzwischen anerkannten US-Vorbild versuchen sich nun auch die deutschen Nachahmer vom initialen Boulevard-Ruf zu emanzipieren. Bento probiert dies jetzt mit einem Relaunch von Web-Portal und App.
Mehr Text, eine Print-Beilage für den SPIEGEL, die Farbe Blau und eine App, die ihre Leser wieder etwas ernster nimmt, sollen dabei helfen das Schmuddel-Image zu verlieren.
Überarbeitet wurde auch die Struktur der Website. Thematisch liegt der Schwerpunkt in Zukunft auf den Rubriken Gerechtigkeit (Politik, Wirtschaft und Gesellschaft), Uni und Arbeit (Ausbildung, Studium, Karriere), Freizeit (Serien, Popkultur, Reisen), Gefühle (Liebe, Sex, Beziehungen, Psyche) und Queer (LGBTQ+).
bento, vor vier Jahren als Nachrichtenseite für junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren gestartet, ist heute – inhaltlich und optisch überarbeitet – online gegangen. Im kommenden Jahr wird die bento-Redaktion ihr Portfolio erweitern und für den SPIEGEL zusätzlich eine Beilage produzieren, mit exklusiven Geschichten aus der Redaktion und Beiträgen von der Website. Die neue Website wird sich weiterhin auf die junge Perspektive fokussieren, setzt aber ab sofort auf längere, tiefer recherchierte Stücke mit Magazincharakter.