Verwendung in Videoform nachvollziehbar
Viele Apps schicken detaillierte Nutzungsprotokolle an ihre Entwickler
Das Technikmagazin TechCrunch macht unter der etwas missverständlichen Überschrift „Viele beliebte iPhone-Apps zeichnen heimlich euren Bildschirm auf“ auf die weitreichenden Möglichkeiten der von vielen Entwicklern genutzten Tracking-Lösungen aufmerksam. In der Tat wird zwar keine echte Bildschirmaufnahme erstellt und übermittelt, die Entwickler können mithilfe der angebotenen Werkzeuge aber dennoch jede Eingabe des Nutzers in vergleichbarer Form nachvollziehen.
Technisch muss man sich das so vorstellen, dass die von Firmen wie Glassbox, Appsee oder UXCam angebotenen Werkzeuge jede Interaktion des Nutzers mit dem Touchscreen erfassen und mithilfe dieser Informationen eine Animation erstellen, die einer Bildschirmaufnahme bei der Nutzung ihrer App gleich kommt. Hierbei werden hier über Tastatureingaben auch sensible und persönliche Daten der Nutzer erfasst und abgebildet. Dergleichen sollte zwar für die Weiterverarbeitung maskiert werden, dies war den Untersuchungen des Magazins zufolge aber nicht immer der Fall. Unabhängig davon ist allein die Aufzeichnung der Tastatureingaben bedenklich, lassen sich darüber nicht nur Bank- oder Kreditkartendaten, sondern sofern Chat-Funktion integriert sind auch private Gespräche nachvollziehen. Die Anbieter der Tracking-Dienstleistung werben vor diesem Hintergrund vergleichsweise dreist um Kunden:
Imagine if your website or mobile app could see exactly what your customers do in real time, and why they did it? This is no longer a hypothetical question, but a real possibility. This is Glassbox. Experience it for yourself: https://t.co/E3uXcr0Gjf pic.twitter.com/9cJ40xbSaI
— Glassbox (@GlassboxDigital) October 16, 2018
Entwickler können App-Nutzung in Videoform nachvollziehen
Besagte Analyse-Firmen stellen ihren Kunden dann Aufzeichnungen in Videoform zur Verfügung, mit deren Hilfe sich die Nutzung der jeweiligen App detailliert nachvollziehen lässt. Für Entwickler ist dergleichen zweifelsohne ein wichtiges Werkzeug mit Blick auf die Optimierung und Verbesserung der App. Angesichts der in diesem Zusammenhang auch weitergegebenen Daten handelt es sich jedoch zumindest um einen Vertrauensbruch, wenn nicht sogar ein juristisch relevanter Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen vorliegt. All dies geht nämlich mehr oder weniger komplett hinter dem Rücken der Nutzer vor.
Keine der von TechCrunch geprüften Apps hat die Art und Weise der Erfassung und Weiterverwertung von Nutzerdaten in ihren Datenschutzrichtlinien dargelegt oder die Nutzer auf sonst eine Weise um eine Zustimmung für dergleichen gebeten. Und bei den betroffenen Apps handelt es sich keinesfalls um die Werke kleiner Entwickler aus der „Schmuddelecke“, sonder der Artikel erwähnt ausschließlich namhafte Anbieter wie Expedia, Hollister oder Air Canada.
Letztendlich ist hier einmal mehr Apple gefragt und wird mit Blick auf den medialen Wirbel diesbezüglich wohl auch zeitnah aktiv: Die Richtlinien für die Verwendung solcher Werkzeuge sind enger zu fassen, dazu zählt die Vorgabe, für dergleichen eine aktive Zustimmung des Nutzers zu erfragen.