Verbindungsdaten, Privatsphäre und Lese-Empfehlungen: Die Positionsdatenabfragen der Berliner Polizei
Auch wir gehören zu den Berlinern, denen beim Blick auf den Aufmacher der Boulevardzeitung B.Z. heute beinahe schlecht geworden ist. Während sich die auflagenstärkste Lokalzeitung der Hauptstadt noch im April 2011 unter der Überschrift „Big Brother Apple“ über die lokal gespeicherten Positionsdaten (wir berichteten) des iPhones echauffiert, nickt die Axel-Springer Tochter heute die massenhafte Funkzellenabfrage der Berliner Polizei ab.
Im Rahmen der Fahndung nach Autobrandstiftern wertete die Polizei 2009 mehrere Millionen Verbindungsdaten aus und überprüfte knapp 1000 Telefonnutzer ohne deren Wissen. Ein wesentlich gröberer Eingriff in die Privatsphäre der betroffenen (iPhone)-Nutzer als Apples Geodaten-Handhabe – gleichzeitig leider auch ein medial unterrepräsentierter Vorfall. Auf dem LKA-Zwischenbericht fehlt das Apfel-Logo.
Heute nun hat sich der Tagesspiegel dem Fall gewidmet, bei dem sich die „Polizei nach einem Autobrand in Friedrichshain die Handydaten von 13 Funkzellen in Tatortnähe geben ließ – samt Rufnummern von Anrufern und Angerufenen, Uhrzeit und Gesprächsdauer.“ und ergänzt die am Donnerstag veröffentlichte, hervorragend recherchierte Netzpolitik-Abhandlung zum Thema: „Was Vorratsdatenspeicherung wirklich bedeutet„. Beide Artikel wollen wir als ausgesprochene Lese-Empfehlung in die Runde werfen:
„Der Skandal um die massenhafte Auswertung von Mobilfunk-Daten in Dresden hat unsere Warnungen und Befürchtungen bestätigt: Ist die Vorratsdatenspeicherung einmal da, werden die Daten auch freizügig verwendet.
Dass die Dresdner Aktion nur die Spitze des Eisbergs ist, verdeutlicht ein neuer Fall aus Berlin. Wir haben Akten (PDF) erhalten, die eine weitere massenhafte Abfrage von Mobilfunk-Daten belegen. Ende 2009 haben Polizei und Staatsanwaltschaft die “Erfassung und Übermittlung sämtlicher Verkehrsdaten und Verbindungsdaten” eines Stadtgebiets angefordert und bekommen.“
Lesen:
- Netzpolitik: Massenhafte Funkzellenabfrage jetzt auch in Berlin
- Tagesspiegel: Polizei sitzt noch auf 1,7 Millionen Handydaten