Touch ID Zwangs-Entsperrung: Nicht in Deutschland
Rechtsanwalt Udo Vetter nimmt die am vergangenen Samstag veröffentlichte Meldung der Los Angeles Times zum Anlass für eine deutsche Perspektive auf die Zwangs-Entsperrung von Smartphone-Geräten, die durch einen Fingerabdruck geschützt sind.
In ihrem Artikel vom 30. April hatte die LA Times über einen lokalen Fall von Identitätsdiebstahl berichtet, in dessen Verlauf eine US-Richterin die Zwangs-Entsperrung eines Fingerabdruck-gesicherten iPhones angeordnet hatte. Eine Entscheidung übrigens, die nur 45 Minuten nach der ersten Anfrage der Strafverfolger getroffen wurde.
Wie sieht es also hierzulande aus? Können auch deutsche Behörden das Entsperren eines Touch ID gesicherten iPhones unter Zwang anordnen? Rechtsanwalt Vetter verneint:
Die richtige Antwort findet man am einfachsten, wenn man sich auf einen wichtigen Grundsatz unseres Strafprozessrechts besinnt: Der Beschuldigte muss gar nichts aktiv tun. Ein aktuelles Beispiel sind die Pinkeltests, die bei Verkehrskontrollen immer mehr in Mode kommen. Wer sich – nach entsprechendem Zureden durch die Polizei – darauf einlässt, verzichtet freiwillig auf einen Teil seiner Rechte. Gleiches gilt für Wischtests oder auch den altbekannten Alkoholtest durch Pusten. Kein Polizeibeamter kann solche Tests an Ort und Stelle erzwingen, ebenso nicht, dass man sich an die Nase fasst, auf einer Linie geht oder auch nur Piep sagt.
Auch eine juristische Möglichkeit, den Beschuldigten dazu zu zwingen, seinen Touch ID-Finger auf das fragliche Gerät zu legen, kann Vetter nicht ausmachen: „Das alles beruht letztlich auf dem Grundsatz, dass man sich nicht selbst belasten muss. Nicht durch Worte. Aber auch nicht durch Taten.“
Dies schließt das Eindringen der Ermittler in das private Telefon letztlich jedoch nicht aus. So darf die Polizei unter anderem die Abnahme von Fingerabdrücken veranlassen – die wichtigste Voraussetzung für den Bau einer entsprechenden Fingerabdruck-Attrappe wäre damit schon mal erfüllt.
Wie einfach sich die Fingerkuppen-Scanner überlisten lassen, demonstrierte der Chaos Computer Club bereits im September 2013. Ein Konzept – Fingerabdruck nehmen, Negativ anfertigen, Kunststoff-Attrappe bauen – das auch 2016 noch problemlos funktioniert und erst gestern wieder von Russel Brandom im eingebetteten Video vorgeführt wurde.