Telekom-Testballon in den USA: Video-Streaming ohne Datenberechnung
«Die Netzneutralität stirbt unter dem Applaus ihrer Befürworter.» Acht Wörter, mit denen sich die Reaktionen auf das nunmehr zehnte Uncarrier-Event des Netzbetreibers T-Mobile USA wohl am zutreffendsten zusammenfassen lassen.
So hat die amerikanische Telekom-Tochter jetzt angekündigt, die Nutzung von mehr als 20 Streaming-Diensten zukünftig nicht mehr zu berechnen bzw. vom inkludierten Datenvolumen abzuziehen.
Kunden, die über das Mobilfunknetz auf die Angebote der kooperierenden Partner zugreifen (u.a sind Netflix, Vevo, Hulu und HBO Go mit von der Partie), müssen nicht mehr auf ihr Datenguthaben achten und brauchen sich keine Gedanken über eine möglicherweise einsetzende Drosselung der angebotenen Geschwindigkeit zu machen.
Das Telekom-Programm trägt den Namen „Binge On“ und soll den Ausbau des Neukundengeschäftes weiter anfeuern. Dieses läuft nach Informationen der Telekom hervorragend:
In den ersten neun Monaten des Geschäsjahres 2015 erzielten wir einen Konzernumsatz von 51,4 Mrd. €, der damit deutlich um 5,7 Mrd. € bzw. 12,5 % über dem Niveau des Vorjahresvergleichszeitraums lag. Maßgeblich trug unser operatives Segment USA mit dem anhaltenden starken Zugang an Neukunden infolge ihrer „Uncarrier“-Initiativen zu dieser Umsatzentwicklung bei.
Und jetzt? Ähnlich wie bei ihren Musik-Streaming-Angeboten – in Deutschland kooperiert die Telekom mit Spotify in den USA mit Spotify und Apple Music – beschränkt sich auch die Video-Initiative auf ausgewählte Partner. So fehlt unter anderem der Platzhirsch Youtube.
Wechselt man die Perspektive, vergünstigt die Telekom mit ihrem „Binge On“-Angebot nicht etwa den Zugriff auf die inkludierten Video-Portale (die ihrerseits für die Vorzugsbehandlung zahlen) sondern verteuert den Zugriff auf alle Online-Angebote, die nicht zu den ausgewählten Partnern zählen.
„Binge On“ soll sich ab dem 15. November in allen Verträgen nutzen lassen, die über mindestens 3GB Datenguthaben verfügen und beschränkt die Videoqualität auf DVD-ähnliche 480p.
Fest steht: Die deutsche Mutter beobachtet den Rollout in lauernder Position…