Smartphone-Sicherheit: Das Gyroskop als daueraktive Wanze
Immer dann, wenn sich der Sommer langsam seinem Ende neigt und schon mal Platz für den Herbst macht, startet traditionell die Saison der Sicherheits- und Security-Konferenzen. Anfang August läuft die DefCon, Mitte August das USENIX Security Symposium. Später, im Dezember, wird der Chaos Communication Congress sein Lager wieder aufschlagen.
Spätestens seit 2008 stehen auch potentielle Angriffe auf Smartphone-Modelle ganz oben auf den Vortragslisten – Tagesordnungspunkte mit immer wieder überraschenden Entdeckungen.
So berichtete ein Team der Stanford University auf dem diesjährigen USENIX Security Symposium über sein Gyroskop-Angriff Gyrophone. Das in zahlreichen iPhones, iPads und Android-Geräten verbaute Kreiselinstrument, das die Lage des Smartphones im Raum erkennt und sich u.a. um die richtige Ausrichtung des Displays kümmert, könnte von Drittanwendungen als Wanze zweckentfremdet werden.
Da sowohl Apples iOS als auch Googles Android-System Webseiten und Dritt-Applikationen, die auf euer Gyroskop zugreifen wollen keine speziellen Berechtigungen abverlangen, könnte bereits der Besuch einer Webseite die Gyro-Daten eures iPhones auf die Server Dritter übertragen.
Aus den übermittelten Daten der Sensoren könnten sich anschließend Gespräche im Raum konstruieren lassen.
We show that […] gyroscopes found on modern smart phones are sufficiently sensitive to measure acoustic signals in the vicinity of the phone. The resulting signals contain only very low-frequency information (< 200 Hz). Nevertheless we show, using signal processing and machine learning, that this information is sufficient to identify speaker information and even parse speech. Since iOS and Android require no special permissions to access the gyro, our results show that apps and active web content that cannot access the microphone can nevertheless eavesdrop on speech in the vicinity of the phone.
Das komplette Paper „Gyrophone: Recognizing Speech From Gyroscope Signals“ könnt ihr hier einsehen, solltet euch jedoch nicht all zu große Sorgen machen: Derzeit erkennen die Forscher nur rund 65% der einsilbigen Zahlwörter „eins“ bis „zehn“, wenn diese in einem ruhigen Raum neben einem angezapften Gerät ausgesprochen werden.
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