Vorerst nur für Android
Notruf sendet Position: AML-Unterstützung startet in Deutschland
Erst im Mai sind wir der Frage nachgegangen, warum die sogenannte AML-Funktion (kurz für „Advanced Mobile Location“), die Googles Android-System bereits 2016 integrierte, hierzulande noch nicht zum Einsatz kommt.
AML ist ein erweiterter Notruf-Standard, der den Telefonstandort schon während der telefonischen Kontaktaufnahme mit den Rettungskräften übermittelt.
Sendet ihre Position schon länger: Die Apple Watch
Seit iOS 11.3 ist das Feature, das in Schweden, Estland und Belgien schon länger zum Einsatz kommt, auch in Apples iOS-Betriebssystem integriert, wurde hierzulande jedoch lange Zeit nicht an die Rettungsstellen übermittelt.
Bislang verhinderten Datenschutz-Bedenken die Implementierung der erweiterten Notruf-Funktion – erst kürzlich wurde das Feature als unbedenklich eingestuft.
Jetzt haben nicht nur Vodafone und die Telekom die Unterstützung des Rettungs-Standards angekündigt, auch die Telefónica-Tochter o2 macht mit beim Rollout in Deutschland, wird vorerst aber nur Android-Nutzer unterstützen:
Telefónica Deutschland unterstützt ab sofort das neue Notrufsystem AML, das eine genaue Ortung von Hilfesuchenden erlaubt und im Ernstfall Leben retten kann. Von der neuen Technik profitieren grundsätzlich alle Kunden der Kernmarke O2 sowie aller weiteren Marken und Partnermarken von Telefónica Deutschland, die ein Endgerät mit Android-Betriebssystem besitzen.
[…] Bei AML übermittelt das Smartphone im Zuge der Kontaktaufnahme über die Notrufnummer 112 den genauen Standort des Anrufers automatisch und bis auf wenige Meter genau an die Rettungsleitstelle. AML-Daten basieren auf exakten GPS-Koordinaten und sind damit weitaus genauer als die bisherige grobe Ortung über Funkzellen. Die Rettungsdienste können damit die Position von Hilfesuchenden exakt bestimmen und damit noch schneller an den Einsatzort gelangen – denn bei Notrufen zählt jede Sekunde.
In Zusammenarbeit mit den Rettungsleitstellen und den deutschen Netzbetreibern wurde das System im September 2019 bundesweit gestartet. Auf Seiten der Behörden betreiben die Integrierte Leitstelle Freiburg-Breisgau Hochschwarzwald sowie die Berliner Feuerwehr den zentralen AML-Endpunkt.
Der AML-Service wird nun sukzessive in allen rund 250 deutschen Rettungsleitstellen implementiert, die den Notruf 112 entgegennehmen. Bereits heute kann rund ein Drittel aller Leitstellen die AML-Daten von Mobilfunkkunden empfangen.
Das AML-System ist ein integrierter Service, keine eigene App. Kunden müssen also keine Anwendung installieren oder anderweitig aktiv werden. Sobald sie die Notrufnummer 112 wählen, wird der Standortdienst (GPS) im Smartphone automatisch aktiviert und die genaue Position direkt an die zuständige Leitstelle übermittelt. Die Standortübermittlung ist für alle Mobilfunkkunden kostenfrei. AML ist auf allen Smartphones mit dem Google Betriebssystem Android ab der Version 4.0 integriert, sofern die Google Play Services installiert sind. Bei Google heißt der AML-Service Android Emergency Location Service (ELS).
Google hat das Konzept so entwickelt, dass Standortdaten nur übermittelt werden, wenn der Smartphone-Nutzer die Notrufnummer 112 wählt. Die Daten werden nur eine Stunde lang im zentralen AML-Endpunkt gespeichert und danach endgültig gelöscht. Dann stehen sie nur noch der zuständigen Leitstelle zur Verfügung.
Zum Nachlesen:
- Apple reagiert auf Hilferuf: iPhone bekommt AML-Funktion
- Feuerwehr München: Apple Watch rettet 80-jährige