Mega-Akquise
Nördlich von 3 Milliarden: Bereitet sich Apple auf eine große Firmen-Übernahme vor?
Solltet ihr inzwischen dazu gekommen sein, die Aufzeichnung der Anleger-Telefonkonferenz Apples nach zu hören (hier geht es zum Quartalszahlen-Stream | Transkript), dann wisst ihr bereits, dass die spannenden Abschnitte der Finanzgespräche im Subtext der grundsätzlich eher trockenen Konversation gesucht werden müssen.
Ein Paradebeispiel aus dem gestrigen Anleger-Gespräch: Die Antwort des Apple-Chefs auf die Frage, wie das Unternehmen mit der Saturierung des Smartphone-Marktes umzugehen gedenkt. Tim Cook einleitend:
I think the smartphone market is mature, I think that the market, as you know, is currently not growing. However, my view of that is that that’s an overhang of the macroeconomic environment in many different places in the world. And we’re very optimistic that this too shall pass, and that the market, and particularly us, will grow again.
Doch selbst wenn wir davon ausgehen, dass die weltwirtschaftliche Situation den iPhone-Fertiger wieder mit ordentlichem Rückenwind versorgen wird, stellt sich die offensichtliche Frage: Wie will Apple seinen Umsatz bei stagnierenden bzw. leicht rückläufigen Smartphone-Absätzen wieder ankurbeln? Und noch komplizierter: Wie lassen sich die, seit Jahren von außergewöhnlichen Rekord-Ergebnissen verwöhnten Anleger, langfristig wieder zufriedenstellen?
Eine komplexe Herausforderung, die Apple offenbar durch angedeutete Akquise-Absichten abzufedern versucht und damit auf die stets vorhandenen Zukunftssorgen aufmerksamer Börsianer wettet. Zuerst lassen wir uns von Tim Cook daran erinnern, dass Apple in den zurückliegenden vier Quartalen ganze 15 Übernahmen abgewickelt hat:
We’re forging ahead with important investments in research and development, in our infrastructure, and in our supply chain. We’ve made 15 acquisitions in the last four quarters to accelerate our products and roadmaps and we’re always on the lookout for companies with great technology, talent, and strategic fit.
Zwei Sätze, mit denen sich der Jobs-Nachfolger den Weg für eine Ansage vorbereitet, die heute zu den Top-Themen auf den Fluren der weltweiten Finanzmärkte zählen dürfte: Cook könne sich gut vorstellen, größere Übernahmen als bislang vom Zaun zu treten. Wichtig sei nur, dass der Einkauf die eigenen Angebote maßgeblich verbessern würde.
[…] we are always looking in the market about things that could complement things that we do today, become features in something we do, or allow us to accelerate entry into a category that we’re excited about. And so as I’ve said before, our test is not on the size – we would definitely buy something larger than we’ve bought thus far – it’s more about the strategic fit and whether it’s sort of a great technology and great people. So we continue to look and we stay very active in the M&A [mergers and acquisitions] market.
We would definitely buy something larger than we’ve bought thus far – wenn euch das „thus far“ auch an die 3-Milliarden-Übernahme des Kopfhörer-Herstellers Beats erinnert hat, dann seid ihr in guter Gesellschaft. Unter anderem spekulieren die Wirtschaftsexperten von Marketwatch über die Implikationen des Cook-Statements. Wird Apple noch im laufenden Jahr mit der Übernahme eines globalen Schwergewichts überraschen? Fitbit, Box, Dropbox, vielleicht sogar Twitter? Das Geld wäre im Zweifelsfall vorhanden.
Cupertino setzt auf eine alte Faustregel: Die Aussicht auf zukünftiges Wachstum ist an den Finanzmärkten eine deutlich attraktivere Währung als eine vorhandene Tendenz nach oben. Und: Eine bessere Weichenstellung, als die mögliche Übernahme eines wachsenden Noch-Konkurrenten, kann Apple zur Zeit nicht anbieten.
Aktuell darf sich also entspannt zurückgelehnt und abgewartet werden bis Cupertino uns verrät: Wer, wann und für wieviel Geld seine Büros demnächst in den neuen Apple Campus umziehen wird.