Face-Tracking ohne Hinweis
Kamera-Zugriff beim iPhone X: Druck auf Apple nimmt zu
Der Zeitpunkt ist strategisch gewählt: Am Abend vor dem Verkaufsstart des iPhone X haben mehrere Datenschützer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters auf mögliche Privacy-Risiken des neuen Flaggschiffes hingewiesen.
Vor allem die integrierten Face-Tracking-Technologien des neuen iPhones, die nicht nur zum Entsperren des Gerätes eingesetzt, sondern auch von Drittentwicklern abgegriffen werden können, etwa um die neuen Snapchat-Masken perfekt auf dem Gesicht der Anwender zu platzieren, stehen dabei in der Kritik.
Zwar habe sich Apple in Sachen Datenschutz in der Vergangenheit stets vorbildlich verhalten, fraglich sei jedoch, ob der Konzern in der Lage ist den Kamera-Zugriff von Drittanwendungen zu regulieren.
Nach Angaben der zitierten Datenschützer, Reuters hat unter anderem mit der American Civil Liberties Union gesprochen, könnten die Face-Tracking-Daten etwa von Werbeanbietern missbraucht werden, die wissen wollen, welche Emotionen ihre Anzeigen beim Betrachter auslösen.
So sei Apples Face-Tracking-Technologie in der Lage 50 verscheidene Gesichtsausdrücke unterscheiden zu können und ließe sich zum Beispiel dafür nutzen zu prüfen, ob Anwender lächeln, die Augenbrauen hochziehen oder gerade blinzeln.
Kamera lässt sich im Hintergrund aktivieren
Die Kritik der Datenschützer hängt sich dabei an einem Umstand auf, über den ifun.de erst am 26. Oktober berichten konnte.
Zwar müssen Apps nach der Installation den Anwender um den Zugriff auf die Kamera fragen, können diese nach der Zustimmung des Nutzers aber jederzeit ansprechen und so auch „heimlich“ aktivieren, ohne dass dies dem Anwender auffällt.
Zwielichtige Entwickler könnten die Face-Tracking-Funktion so etwa nutzen, um die Reaktion auf eingeblendete Werbebanner zu überwachen und das Ergebnis in Echtzeit an die eigenen Server übermitteln. Alles was Apps dazu benötigen, ist die einmalige Zustimmung des Nutzers, auf die Kamera zugreifen zu dürfen.
Was tun? Ähnlich der roten Statusleiste bei laufender Bildschirmaufnahme könnte Apple dazu übergehen, die Statusleiste auch beim aktivem Kamera-Zugriff durch eine Drittanbieter-App rot einzufärben. Bis Cupertino entsprechende Regelungen einführt sollten Anwender genau abwägen, welchen Dritt-Applikationen der Kamera-Zugriff gewährt wird.