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Hosentaschenanrufe und andere Ärgernisse: Eine Kritik an iOS 7

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Die Tatsache, dass sich auch in der vierten Beta von iOS 7 der komplette Bildschirm für das Entsperren des iPhone benutzen lässt, bereitet uns ein wenig Sorge. Sieht Apple dies etwa als Feature und nicht als Fehler? Den diversen E-Mails nach zu urteilen, die wir zu diesem Thema erhalten haben, ist folgendes Verhalten kein Einzelfall.

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Beim Einschieben in die Hosentasche wird das iPhone entriegelt und wählt munter Telefonnummern oder startet Apps. Dies geschieht, weil momentan für das Entriegeln nicht mehr das Wischen an einer bestimmten Stelle auf dem Bildschirm nötig ist, sondern nun eine Streichbewegung an einem beliebigen Ort ausreicht. Lediglich die Richtung muss stimmen. Anschließend genügt ein weiterer Kontakt um – falls ihr euch zuletzt in der Telefon-App befunden habt – eine Telefonnummer anzuwählen oder eben irgend eine App zu starten.

Zunächst konnte man hier ja an eine der vielen, für Vorabversionen einer Software auch normalen „Beta-Macken“ glauben. Doch dafür hält sich dieser Missstand inzwischen schon ganz schön lange. Zumindest kann man noch darauf hoffen, dass Apple den Entsperrbereich vor der offiziellen Freigabe von iOS 7 wieder auf einen schmalen Streifen über dem zugehörigen Schriftzug einschränkt.

Ein persönlicher Eindruck nach vier Beta-Versionen

Bereits bei der ersten Präsentation von iOS 7 waren nicht wenige Nutzer leicht schockiert über den von Apple angepeilten Interface-Wandel. Neuerung schön und gut, aber hier überwiegt der Eindruck, dass man mit der Brechstange ans Werk ging. Hauptsache alles anders, die Benutzerfreundlichkeit kommt an zweiter Stelle.

Nach vier Vorabversionen hat sich diesbezüglch zwar ein wenig, aber leider längst nicht genug getan. Warum auch? Die Vorabversion einer Software ist für gewöhnlich dafür da, technische Fehler auszumerzen, nicht aber das Design zu hinterfragen. Apple beschäftigt neben „Design-Gott“ Jonathan Ive ein hochkarätiges Team von Interfacedesignern und man sollte meinen, die wissen was sie tun. Dies wird derzeit aber nicht nur von vielen Betatestern, sondern auch von anerkannten Experten für Typografie und Gestaltung angezweifelt.

Nehmen wir doch nur den Sperrbildschirm als Beispiel: Der intuitive Schieberegler, dessen Funktion selbst ein Kleinkind auf Anhieb erkannt hat, musste einem nichts sagenden Schriftzug weichen. Inzwischen hat Apple hier dreimal nachgebessert und auch stilisierte Pfeile hinzugefügt um die zurecht maulenden Kritiker zu besänftigen – so intuitiv zu bedienen wie früher ist der Schieber aber weiterhin nicht.

lockscreen

Die von oben und unten einschiebbare Bereiche Mitteilungszentrale und Kontrollzentrum entdeckt der unbedarfte Nutzer eigentlich nur durch Zufall. In der Regel dann, wenn er es gar nicht will, beispielsweise beim Scrollen in einer App.

Die Form folgt nicht mehr der Funktion

In Sachen Typografie wurde der besseren Lesbarkeit zuliebe ja mittlerweile einiges nachgebessert. Hier fragt man sich allerdings, nach welchen Regeln vorgegangen wird. „Lass hier mal ein wenig fetter machen und dort etwas größer…“, eine klare Linie lässt sich nicht erkennen. Man wird den Eindruck nicht los, dass Apples Designer hier den größten aller Fehler begehen – die Form folgt nicht mehr der Funktion, sondern andersrum wird versucht, die Funktion mit allen Mitteln in eine zuvor gefertigte Design-Form zu pressen.
Konsequent wird dabei übrigens keineswegs vorgegangen. Beispielsweise findet man trotz der Ansage, dass man alle Skeuomorphismen über Bord werfen wolle (beispielsweise die Bücherregale in iBooks oder den Ledereinband des Kalenders) neue Anleihen aus der uns vertrauten Analogwelt: Die „Blätter“ der neuen Notiz-App erfreuen sich einer authentischen Papiertextur.

papier

iOS wird mehr und mehr zu einem unübersichtlichen Flickwerk aus schwachen Symbolen und orientierungsloser Typografie. Unzählige kleine Details stehen in iOS 7 für Modernisierung auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit.

Natürlich kann man sich auch an das neue System gewöhnen, aber glaubt mir, das dauert. Besonders schwer wird der Wechsel auf iOS 7 wohl für die Nutzer, denen Apple einen wesentlichen Teil des derzeitigen Erfolgs verdankt: Technisch weniger interessierte, „bequeme“ Privat- und Firmenkunden. Viele dieser Nutzer werden das neue Interface als unübersichtliche Spielerei sehen.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen man jemanden ein iPhone ohne weitere Anleitung in die Hand drücken kann. Denn auch hinter dem Sperrbildschirm hat das Betriebssystem durch die Tatsache, dass auf klassische „Tasten“ verzichtet wird und man nun selbst erkunden muss, ob sich ein Text nur lesen oder auch antippen lässt, deutlich an Benutzerfreundlichkeit eingebüßt.

Aber genug der Schwarzmalerei. Wie oben erwähnt handelt es sich hier um eine frühe persönliche Einschätzung. Wie weit diese zutrifft wird sich erst mit dem offiziellen Start von iOS 7 zeigen.

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05. Aug 2013 um 11:32 Uhr von chris Fehler gefunden?


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