Keine Zeit für Support
Halbherzig gelöschte Accounts: Apple Pay-Karte „Curve“ in der Kritik
Seit Ende Januar gehört die Curve-Kreditkarte zu den offiziellen Apple Pay-Partnern in Deutschland. Die in England ansässige Banking-Plattform bietet sich als Proxy-Lösung für Nutzer an, die bereits über eigene Kreditkarten verfügen.
Selbige lassen sich als Zahlungsmittel für die Curve-Karte hinterlegen und belasten diese bei anfallenden Umsätzen dann direkt. Curve ist so in der Lage nahezu beliebige Kreditkaren in valide Zahlungsmittel für Apple Pay zu verwandeln. Beim Einkaufen bezahlt ihr mit Apple Pay -> dies belastet eure Curve-Karte -> diese belastet letztendlich Karte eurer Hausbank.
Was so zusammengefasst noch jung und innovativ, nach Fintech und nach positiver Disruption klingt, hinterlässt bei genauerer Betrachtung einen eher unorganisierten Eindruck.
Halbherzig gelöschte Accounts, keine Ansprechpartner
So melden erste ifun.de-Leser Negativ-Erfahrungen mit dem Finanzdienstleister und berichten von einem eher unseriösen Eindruck, nach dem Versuch der Kontaktaufnahme.
Ein Leser berichtet:
[…] Nach einem Test wollte ich nach einem Tag den Account löschen lassen. Alles was gemacht wurde, war das Umbenennen des Login-Namens und der E-Mail-Adresse. Alle weiteren Daten waren in der App noch voll zugänglich. Es wird verlangt das ich einfach mich auslogge und die App lösche, aber dies löscht meine privaten Daten auf dem Server nicht. Habe dies reklamiert, nun wurde meine registrierte Kreditkarte gelöscht. Meine Adresse, Telefonnummer und email Adresse und Geburtsdatum sind nach wie vor gespeichert.
[…] Das Gebaren ist sehr unprofessionell und bin etwas überrascht, wie da mit persönlichen Daten umgegangen wird. Sehr überrascht bin ich gewesen, das ich heute sogar weitere 5GBP erhalten habe, da sich ein Freund leider mit einem Code von mir registriert hat. Ich hätte erwartet, das wenn der Account geschlossen ist, das nicht mehr geht – tut es aber…. Obwohl der Account „geschlossenen“ ist, bin ich immer noch in der App und sehe meine Daten und erhalte Push-Nachrichten
Erfahrungen, die auch von anderen Nutzern geteilt werden. Im offiziellen Forum des Anbieters sammeln sich bereits mehrere Wortmeldungen, dass Lösch-Anfragen nicht oder nur träge beantwortet werden und sich Accounts auch nach der „Deaktivierung“ weiter nutzen lassen.
Statt gelöscht: Umbenannt und voll funktionsfähig
Support und Kommunikation: Seltener Luxus im Fintech-Land
Wir haben bereits im Laufe der vergangenen Woche versucht mit Curve in Kontakt zu treten, bislang aber keine Reaktion auf unsere Fragen bekommen. Damit erinnern die Briten an zahlreiche andere Fintech-Startups, die den Markt mit innovativen Ideen und schnellen Entwicklungs-Zyklen zu erobern versuchen, dabei aber keine oder nur verschwindend wenig Ressourcen in Kunden-Support und Kommunikation investieren. Als vergangene Negativ-Beispiel sind hier N26 oder auch VIMpay anzuführen:
- Krisen-PR: N26 verspricht Ausbaus des Kundenservice
- VIMpay in Version 3.0: Unser Geld bekommen sie nicht
Dabei ist der Verzicht auf den angestaubten Ballast etablierter Finanz-Dienstleister Fluch und Segen der neuen Fintech-Anbieter zugleich. Zum einen gestattet der de-facto Wegfall von Support- und Kundendienst-Verbindlichkeiten die agile Entwicklung interessanter Angebote, zum anderen fallen Anbieter wie Curve aber genau hier auf die Nase, wenn es mal nicht so rund wie im 30 Sekunden langen YouTube-Spot läuft.