Gruselige Locationhistory: Google Now speichert jeden Schritt
Ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wird das gestern auch für iPhone-Nutzer bereitgestellte Google-Feature „Google Now“ erst durch den riesigen Berg an persönlichen Daten, die ihr beim täglichen Streifzug durch Gmail, den Google Kalender, Googles Karten und im Browser-Verlauf hinterlasst, erst richtig nützlich, auf den anderen Seite wird der Suchmaschinenriese mit seiner Suchergebnis-Vorhersage zum nicht mehr kontrollierbarem Stalker.
„Google Now“, so das selbstgesetzte Ziele des Online-Giganten, will euch die Antworten auf mögliche Fragen sofort präsentieren, ohne dafür eine Eingabe abwarten zu müssen. Die durchaus hilfreiche Funktion, etwa wenn es um die Anzeige aktueller Sport-Ergebnisse oder um die Wetterprognose für den momentanen Aufenthaltsort geht, lässt erschreckend oft durchblitzen, wie intim die Google-Einblicke in den persönlich Online-Alltag geworden sind.
Ihr sucht auf den Google Karten (noch am Rechner in der Wohnung) nach einem bestimmten Italiener? Wer 10 Minuten später, schon unterwegs, zum Handy greift, wird von Google Now noch mal an die Adresse erinnert.
Auf dem Weg zur Arbeit, diesen erkennt Google Now wenn keine Arbeitsadresse eingegeben ist durch seine Regelmäßigkeit, informiert die Now-Ansicht über schlechte Verkehrssituationen drei Kreuzungen weiter vorn. Phänomenal und beängstigend zugleich.
Phänomenal und beängstigend zugleich.
Google Now ist um so praktischer, um so tiefer der Online-Werber in eure Intimsphäre eindringen darf. Dafür bedarf es übrigens nicht viel. Ist Google Now aktiviert, speichert Google jeden Ortswechsel in eurer Locationhistory. Der zusätzliche iPhone-Stromverbrauch, der während der Geodaten-Abfrage generiert wird, ist dabei noch das geringste Übel.
„Wenn Sie Google Now nutzen, erscheint in der Statusleiste unter Umständen das Symbol für die Standortdienste. Es ist sichtbar, weil die Google-Suche manchmal Ihren Standort meldet, auch wenn Sie die App nicht aktiv nutzen. Google Now verwendet diese Berichte, um Ihnen Verkehrshinweise und andere Updates zu bieten. Google Now nutzt die Standortberichte zusammen mit den Standortdiensten, um genaue Standortinformationen zu erfassen. Die Standortberichte wurden optimiert, damit möglichst selten auf GPS zurückgegriffen werden muss. Auf diese Weise wird der Akkuverbrauch minimiert.“
Habt ihr Google Now aktiviert, speichert Googles Such-Applikation (AppStore-Link) euren Aufenthaltsort nicht nur bei jedem Aufruf der Anwendung sondern gerne auch beim Betrieb im Hintergrund. Über Monate hinweg. Hier minutengenau einzusehen.
Keine Lust auf den Standortverlauf?
Wer möchte, kann die inzwischen bereits gesammelten Informationen hier löschen und die zukünftige Speicherung komplett deaktivieren.
Wir würden gerne mehr von Google Now profitieren. Die optimalste Anzeige relevanter Google-Karten bleibt jedoch ausschließlich den Nutzern vorbehalten, die der Suchmaschine ihr komplettes Leben zum Durchkämmen zur Verfügung stellen; inklusive Privatadresse, Bewegungsmuster, Gmail-Verkehr, Terminplanung etc. pp. Ein schlechter Deal.
Alternativ zum Häkchen in den Google Now-Einstellungen lässt sich auch der gesamten Google Such-Applikation die Kommunikation mit dem GPS-Modul des iPhones untersagen: Einstellungen -> Datenschutz -> Ortungsdienste -> Google. Aus.
Die Sport-Ergebnisse des in den Now-Settings hinterlegten Lieblingsvereins und die schnelle Sprachsuche funktionieren dann trotzdem noch. Auch wenn euch die Google Now-Anzeige etwas anderes erzählt.