Gestaltungs-Kritik: iOS 7 enttäuscht vor allem Designer
Abseits der latenten Nörgler, der Selbstdarsteller auf Twitter und Co. und Abseits der reflexartigen Kritiken aus dem Android-Lager, kommen die negativen Reaktionen zur Vorstellung des iPhone-Betriebssystems iOS 7 vor allem aus der Designer-Ecke.
Während fast alle Interessierten das Plus an alltagstauglichen Funktionen, das harmonische Zusammenspiel aus Software und Übergangsanimationen sowie die einheitliche Panel-Gestaltung zum Teilen ausgewählter Inhalte weitgehend wohlwollend quittieren, erfahren vor allem die Icon-Gestaltung – wer zum Teufel ist für das neuen Einstellungs-Icon verantwortlich? – sowie die nicht immer ganz konsistenten User-Interface-Elemente (vergleicht zum Beispiel das Kamera-Interface mit dem Kalender) der ersten iOS 7 Vorabversion herbe Kritik.
„Inspiriert von 12-jährigen Möchtegern-Designern auf Dribble“ – war einer der häufigsten Verweise in den gestrigen Abendstunden.
Wir wollen uns gar nicht an der Tastatur aufhängen, deren Buchstaben durchgehen und unabhängig von der Stellung der Shift-Taste immer in großer Schrift angezeigt werden – hier wird sicher noch nachgebessert. Die Icon-Gestaltung, die unglaublich unübersichtliche Anordnung der App-Inhalte und die Inkonsistenz in weiten Teilen der grafischen OS-Repräsentation, lässt auch uns nach jedem zweiten „Entsperren“ noch kurz zusammenzucken.
Und die Grafiker laufen Amok. Nicht nur auf den bekannten Portalen arbeitet man zur Zeit mit Hochdruck an Verbesserungsvorschlägen wie etwa dieser Entwurf von Leo Drapeau zeigt, der links zu richten versucht, was Apple rechts präsentiert hat:
Retten, was zu retten ist
Schaut euch unbedingt diese Entwürfe an, die versuchen zu retten, was noch zu retten ist:
Auch auf privaten Blogs mehr und weniger bekannter Gestalter, wird die gedrückte Stimmung deutlich. Einen Text möchten wir gesondert empfehlen. Diesen offenen Brief des iOS-Entwicklers und Interaction-Designers Piotr Denis:
Save the iOS: An open letter to Apple, Inc. & Sir Jonathan Ive
Denis bringt neun Punkte zu Papier, alle lesenswert, deren zukünftige Berücksichtigung nicht nur ihm, sondern einem Großteil der Apple-Affinen Gestalter auf der Seele liegen dürften.
Punk 4. versteht, wer sich die Icons zum Teilen, zum Weiterleiten und Co. unten in der Tab-Leisten der neuen iOS-Applikationen bereits angeschaut hat. Das eingebettet Karten-Beispiel verdeutlicht das offensichtliche Problem.
Please give us back State-of-the-Art icons. Through those six years, so many designers became artists in painting beautiful icons. iOS icons became like another separate branch of art; don’t take it away from us!
Simplify, but give it back the artistic feel. We love Star Wars, Star Treks and other Sci-Fi movies. But what makes iOS feel so special, it is not only its simplicity but attention to detail. Simple gradients can do the job, but some shadows and more subtle colors were something what separated iOS from Android and Windows Phone systems with a bold red line, not the thin one.