Widersprüchliche Signale aus Cupertino
Die besten Apps 2019? Apple kürt nur eine iPhone-App
Wenn uns nur mal jemand erklären könnte, was eigentlich mit dem Apps Store los ist – wir würden Apples langfristige Entwicklungs-Strategie wahrscheinlich viel besser verstehen.
So jedoch fällt es uns schwer die widersprüchlichen Signale aus Cupertino ordentlich einzusortieren. Auf der einen Seite behandelt Apple das eigene Software-Kaufhause, wenn es denn überhaupt mal eine Rolle spielt, sehr stiefmütterlich.
Auf der anderen Seite fühlt man sich offenbar dazu verpflichtet jetzt die „Die besten Apps 2019“ zu küren.
Zuletzt nur noch stiefmütterlich behandelt
Doch vielleicht starten wir einfach mit unserer Kritik: Wenn wir von einer stiefmütterlichen Behandlung sprechen, dann meinen wir damit mehrere Entscheidungen der letzten Jahre.
- Das Durchstöbern des App Stores am Rechner ist nicht mehr möglich. Suchen, sichten und laden lassen sich die mobilen Apps nur noch direkt auf iPhone und iPad.
- Die Spiele-Kategorie ist durch die Einführung von Apple Arcade nahezu irrelevant geworden. Wer sucht hier noch nach Neuerscheinungen, die Geld für Diamanten verlangen, wenn Apple 100+ durchaus brauchbare Spiele für 5 Euro anbietet.
- Der Trend zum Abo versteckt viele Produktiv-Apps inzwischen hinter einer Bezahlschranke, die oft nur wenig Spielraum zum Ausprobieren bietet. Auch Anwender, die sich im App Store sicher bewegen und keine Angst vor ungewollten Abo-Abschlüssen haben, probieren nur noch selten neue Anwendungen aus.
- Apple hat die Verdienstmöglichkeiten für App-Empfehlungs-Portale gestrichen und damit einem Großteil der App-Berichterstatter die finanzielle Grundlage entzogen.
- Darüber hinaus könnten wir 20 weitere Einschränkungen aufzählen, die uns unverständlich sind. Ein Beispiel: Warum hat der App Store auch nach 10 Jahren noch keine Suchfilter?
„Die besten Apps 2019“
Und was Apples heute veröffentlichte Liste der besten Apps 2019 angeht, haben frühere Jahre auch schon eine fettere Beute gesehen.
Statt 5-15 herausragende Kandidaten unterschiedlicher Kategorien anzuführen hat Apple lediglich eine App und ein Spiel pro Plattform ausgewählt. Die Apple Watch kommt in der Aufzählung überhaupt nicht vor.
Zudem war keine einzige App in der Pressemitteilung Apples verlinkt. Um die Links zu setzen haben wir Google nach dem jeweiligen Titel mit dem Zusatz „App“ bzw. „iTunes“ bemüht. Alternativ hätten wir auf dem iPhone suchen und die Links per AirDrop an den Mac senden können…
iPhone
iPhone App des Jahres: Spectre Kamera
iPhone Spiel des Jahres: „Sky: Children of the Light“
iPad
iPad App des Jahres: Flow von Moleskine
iPad Spiel des Jahres: „Hyper Light Drifter“
Mac
Mac App des Jahres: Affinity Publisher
Mac Spiel des Jahres: „GRIS“
Apple TV
Apple TV App des Jahres: The Explorers
Apple TV Spiel des Jahres: „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“
In der Pressemitteilung zur Best-of-Liste geht Apple zwar noch auf die „Spieletrends 2019“ ein (Blockbuster neu erdacht) beschränkt sich hier aber darauf eine der populärsten Apps großer Partner aufzuzählen und diese mit nichtssagenden Textpassage zu Schmücken.
Ein Auszug:
In diesem Jahr haben sich Spieleentwickler weltweit auf iOS gestürzt, um Spiele einer Vielzahl weltbekannter Marken neu zu erdenken. Spiele, die alle über Spitzentechnologie, wagemutiges Design und innovative Funktionen verfügen und die eine Tiefe und Qualität bieten, die man auf einem Smartphone niemals für möglich gehalten hätte. […]