Schulterzucken aus Cupertino
70/30-Streit: Apple, Spotify, Netflix und das Worst-Case-Scenario
Dass wir weder auf günstigere iCloud-Speicherpreise, noch auf eine Erhöhung der in den Basis-Accounts angebotenen 5GB warten brauchen, haben wir bereits im Laufe der zurückliegenden Jahre akzeptiert.
Apple kennt inzwischen die Kreditkartendaten von deutlich über 800 Millionen aktiven iTunes-Kunden und will nicht nur seinen Musik-Streaming Dienst „Apple Music“, sondern auch die unterschiedlichen Speicher-Abos, iTunes Match, Anwendungen mit wiederkehrenden In-App-Zahlungen und demnächst auch noch einen eigenen Video-Streaming-Dienst an den Mann bringen.
Vom Hardware zum Service-Unternehmen
Kurz: Der iPhone-Hersteller entwickelt sich immer mehr zum Dienste-Anbieter und Service-Unternehmen und wird sein anhaltendes Wachstum langfristig nicht mehr über Hardware-Verkäufe sondern vornehmlich über den Ausbau seiner Service-Sparte sichern. Apple Music, Apple TV-Streaming, Apple News.
Bereits im März konnten wir dazu aus einer Analyse der Investment-Bank Morgan Stanley zitieren: Während Apple in den vergangenen fünf Jahren den Löwenanteil (86%) des jährlich knapp 8% starken Umsatzwachstums den starken iPhone-Verkäufen zu verdanken hatte, sorgt inzwischen vor allem die Service-Sparte des Unternehmens dafür, dass sich dieser weiterhin im mittleren, einstelligen Bereich befindet.
$30 Service-Einnahmen pro Gerät und Jahr
Inzwischen sorgt Apples Dienste-Angebot für 60% des Umsatzwachstums und soll bei $30 pro Gerät liegen – 2016 nahm Apple pro Gerät und Jahr noch $25 mit. Laut Morgan Stanley könnte Apple den Umsatz pro Gerät nicht nur locker auf $60 erhöhen, sondern langfristig sogar auf bis zu $100 bringen.
Zuletzt informierte Apple Ende Juli über die Umsatzsteigerungen bei den unter dem Begriff „Services“ zusammengefassten digitalen Diensten (iTunes, iCloud, Apple Music,…). Hier wurden aus 7,3 im 3. Quartal 2017 nun 9,5 Milliarden Dollar.
Apples wachsende Service-Umsätze
Einen nicht unerheblichen Anteil an den Service-Umsätzen hat Apple den Abo-Gebühren zu verdanken, die Verbraucher im App Store an Dienste-Anbieter wie Netflix und Spotify durchreichen.
Schätzungen aus dem April gehen von etwa 270 Millionen laufende Abos aus, die Apple seinen Kunden monatlich für den Musik-Streaming-Dienst Apple Music, für seinen iCloud-Speicher und für die kostenpflichtigen In-App-Subscription berechnet – darunter auch über Apple beglichene Abos für den Video-Streaming-Dienst Netflix (~125 Mio. weltweite Kunden) und die skandinavische Apple Music-Konkurrenz Spotify (~80 Mio. weltweite Kunden).
Beide Unternehmen reichen Apple 30% der Abo-Gebühren im ersten Kundenjahr durch, ab dem zweiten Kundenjahr werden immer noch 15% fällig. Zahlen, an denen sich derzeit ein Streit zu entzünden scheint. Wie berichtet versucht Netflix die Gebührenabgabe an Apple zu umschiffen. Spotify reichte bereits eine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU ein.
Doch interessierte sich Cupertino überhaupt für das Aufbegehren der beiden Konzerne?
-0,07% vom Gesamtumsatz
Die Risikokapital-Firma „Loup Ventures“ des Analysten Gene Munster hat das Worst-Case-Scenario ausgerechnet:
Apples Service-Umsätze beliefen sich im letzten Quartal auf 9,5 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 19% des Gesamtumsatz. Loup Ventures schätzt, dass App-Umsätze 40% davon ausmachen und 20% der App-Umsätze über Abos generiert werden. 5% davon kommen von Netflix und Spotify.
Sollten sich Netflix und Spotify wirklich auf das Risiko einlassen, ihre Abos nur noch außerhalb des App Stores anzubieten und die zusätzlichen Registrierungsschritte in Kauf nehmen, dann würden sich Apples Service-Umsätze langfristig lediglich um 0,4% reduzieren, der Gesamtumsatz um 0,07%.
This headwind would lower Services growth rate in 2020 from 15% to 14%. Keep in mind this is highly unlikely because it would require Netflix and Spotify to cancel existing subscribers and ask them to re-sign up outside of the App Store platform.
Wer diesen Text ganz ruhig gelesen hat, hat vielleicht das Schulterzucken aus Cupertino gehört. Apple wird weder auf Spotify noch auf Netflix zugehen und bis zum möglichen Einschreiten interessierter Regulierungsbehörden, nicht an den im App Store gültigen Konditionen für Drittanbieter schrauben.